Die Familie
So habe ich meinen Vater Erich Gohn erlebt
(Kurzform)
Soweit ich mich an meine Kindheit zurückerinnern kann, erlebte ich meinen Vater als einen strengen, aber gutherzigen und lieben Menschen. Er war in jeder Beziehung begabt, er konnte alles zeichnen was man sich wünschte, malte Bilder, konnte Möbel designen und fertigen, alles im Garten anbauen, mit Tieren gut umgehen und konnte auf der Ziehharmonika jedes Lied spielen, welches man ihm vorgesungen hat oder er einmal gehört hatte.
Er war ein sehr geselliger Mensch, hatte viele Freunde und sehr gerne Gäste. An den Wochenenden wurde oft gegrillt und viel gefeiert. Wir kelterten unseren eigenen Wein und brannten unsere Obstbrände selbst.
Familienfeste hatten Tradition und waren auch für uns Kinder unvergesslich. Zunächst spielten wir untereinander, danach durften wir bis spät in die Nacht mit den Erwachsenen mitsingen und mitfeiern.
Trotz dieser angenehmen Umstände packt unsere Familie 1984 unser «Hab und Gut» in sieben Holzkisten und wandert nach Deutschland aus. Die Vorstellung war, den Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können.
Was meine Eltern in der neuen Heimat alles geleistet haben ist enorm und verdient hohen Respekt.
Leider hat mein Vater seine künstlerischen Ambitionen zum Wohl der Familie zurückgestellt und hart gearbeitet. Einige Bilder mit regionalen Landschaften sind während dieser Zeit entstanden, aber sich zu motivieren fiel ihm nicht mehr so leicht.
Als er dann wieder Zeit hatte und malen wollte, konnte er das, aufgrund der Krankheit, nicht mehr so wie er sich das vorgestellt hatte. Die Versuche ein Bild zu vollenden wurden immer weniger, bis er es dann ganz aufgab.
Ein paar Worte zu seinem Malstil:
Erich Gohn wollte alle seine Motive möglichst naturgetreu und detailgetreu darstellen. Zu der Zeit gab es nur die Schwarzweiss-Fotografie, Eindrücke und Stimmungen konnten nur bedingt vermittelt werden. Mit seinen Bildern brachte er die Farben der Natur und Erinnerungen in die Wohnstuben derer, die seinen Stil mochten.
Die Anzahl der Bilder die er in seinem Leben gemalt, verkauft und verschenkt hatte, schätze ich auf über 200 Stück.
Durach 2021, H.-P. Gohn
So habe ich meinen Bruder Günter Gohn erlebt
(Kurzform)
Mit meinem Bruder Günter Gohn bin ich aufgewachsen, er war zwei Jahre jünger als ich, unsere Kindheit war unbeschreiblich schön. Wir erledigten für die Schule das Nötigste, hatten viel Zeit mit den Nachbarkindern auf der Strasse zu spielen, mussten ab und zu stundenlang in Schlangen anstehen um Milch, Brot oder Fleisch zu kaufen und durften regelmässig im Garten arbeiten oder Tiere versorgen. Alles lief entspannt ab, die Zeit verging langsam, Termine kannten wir nicht, der Stand der Sonne war unsere Zeitansage.
Als ältester Sohn oblag die Verantwortung für die Erledigung der Arbeiten auf dem Hof bei mir, mein Bruder war zur Unterstützung da. Diese Erwartungen, die an uns gestellt wurden, prägten uns über die Jahre, jedoch möchte ich den Aussagen von Frau Heidemarie Bielz im Artikel «Zwischen Hobelbank und Staffelei» widersprechen. Mich bezeichnete Sie als «eigenwilliger, trotziger Junge» und meinen Bruder als «Träumer». Nun ja, ich habe früh gelernt was Verantwortung bedeutet, aber Günter war nie ein Träumer.
In unserer Jugend waren wir mit unseren Schulkameraden in sogenannten «Kränzchen» organisiert, wir feierten fast jedes Wochenende Partys in Gartenlauben, Scheunen oder Kellern, die unsere Eltern für uns ausgebaut hatten. Die Mädchen waren entweder aus dem gleichen Jahrgang oder 1-2 Jahre jünger.
Auf diesen Partys wurde oft die ganze Nacht getanzt mit Bier und Wein aus dem eigenen Keller.
Trotz der 2 Jahre Altersunterschied kreuzten sich unsere Wege auch auf solchen Partys oft und wir hatten viel Spass zusammen.
Bei der Ausreise nach Deutschland im Mai 1984 waren 4 Kränzchen und Verwandte zur Verabschiedung am Bahnhof in Kronstadt versammelt, das waren über 100 uns nahestehende Menschen.
In Deutschland angekommen, hatten wir ausser den schulischen Pflichten nicht mehr viel zu tun.
Hier hiessen die «Kränzchen» dann «Clique» aber die Partys an den Wochenenden waren genauso großartig. Wir hatten gemeinsame Freunde, tanzten meistens in Lokalitäten und spielten privat Poker. Hinzu kamen gemeinsame Urlaube am Gardasee oder in Spanien.
Weniger Zeit miteinander verbrachten wir als ich nach Isny zum Studieren ging.
Mein Bruder Günter Gohn war ein Künstler durch und durch. Mit seiner künstlerischen Begabung und der Ausbildung zum Mediengestalter hat er seinen Weg in die Selbständigkeit geebnet. Mutig und unbekümmert begann er jegliche Aufträge, die mit Kunst und Gestaltung zu tun hatten, anzunehmen. Innerhalb weniger Jahre betreute er einen Kundenstamm, hatte regelmässig und viel Arbeit und konnte sich so den Lebensunterhalt finanzieren.
Obwohl wir uns nicht mehr regelmässig sehen konnten, waren wir bei allen wichtigen Events dabei, sei es bei den Vernissagen seiner Ausstellungen, bei Partys mit gemeinsamen Freunden oder bei Familienfesten. Es war immer eine Freude ihn zu sehen, sich mit ihm zu unterhalten und auch zu streiten. Er war ein toller Mensch, immer bester Laune, hilfsbereit und man konnte sich jederzeit auf ihn verlassen.
Ich habe ihn stets bewundert, seine Unbekümmertheit geliebt und fast alles prima gefunden was er gemacht und geschaffen hat. Sein Malstil ist in der Biografie bestens beschrieben. Auch er hat in seiner kurzen Lebenszeit schätzungsweise über 200 Bilder gemalt.
Durach 2021, H.-P. Gohn
